Vermehrung

Teredo navalis beginnt sein Leben nach einer inneren Befruchtung als Larve im Kiemenraum der Mutter. Hier kann sie nach einer "placentalen Reaktion" vom Muttertier ernährt werden und wächst bis zum Veliger-Stadium auf eine Größe von ca. 70 µm. Zusammen mit einigen tausend bis max. 2 Mio. Geschwistern geht die Larve auf die Reise, um einen neuen Lebensraum (= ein neues Stück Holz) zu finden.

Foto mit frndl. Genehmigung von C. Howe

 

Die Reise dauert zwei bis drei Wochen und wird von den vorherrschenden Wasserströmungen bestimmt. Unterwegs ernährt sich die Larve von Mikroalgen, wie es auch andere Muschellarven tuen. Äusserlich ist sie auch kaum von anderen zu unterscheiden.

 

Ist die Larve "reif" für die Ansiedlung, kann sie Holz suchen, indem sie beim Treiben in der Strömung Holzabbauprodukte "wittert" und die letzen Zentimeter darauf zu schwimmt. Sie kriecht mit ihrem Fuß auf der Oberfläche herum, bis sie eine geeignete Stelle findet und sich mit einem Byssusfaden anheftet. Jetzt beginnt ein etwas rätselhafter Bohrvorgang, denn die Larvenschale ist noch nicht verkalkt und daher ziemlich weich. Sie taugt also noch nicht als Bohrgerät. Möglicherweise nutzt die Larve mütterliche Enzyme, um das Holz anzulösen und grabt sich dann mit dem Fuß ein kleine Loch. Darin findet die Metamorphose zur adulten Bohrmuschel statt.

 

Foto K. Hoppe

 

Der Schiffsbohrwurm wird dieses Loch zeit seines Lebens nicht mehr verlassen. Er gräbt und wächst quasi in das Holz hinein. An der Öffnung, die im Laufe des Wachstums nur wenig auf ca. 1 mm Durchmesser erweitert wird, ist er festgewachsen. Nach innen wird der Gang, der wegen der ständigen Drehung beim Bohren kreisrund ist, immer größer bis etwa Bleistiftdicke. Normalerweise werden das Tier und sein Gang 20 - 30 cm lang, der längste überlieferte Gang war aber 62 cm lang. Und das nicht einmal in optimalen warmen Gefilden, sondern im Kattegat.

 

Der Wurm beginnt sein Leben als Männchen; in warmen Gefilden werden die männlichen Keimdrüsen nach wenigen Wochen angelegt. Dann ist das Tier kaum ein paar Zentimeter lang. Nach Abgabe der Spermien wechselt es das Geschlecht und wird dann zu "Frau Bohrmuschel", die mit der Eierproduktion beginnt. Abhängig von angenehmen Wassertemperaturen und der Versorgung mit Nahrung durch einerseits genügend Holz (wenn es bei Massenbefall nicht zu eng zugeht) und andererseits mit einer ordentlichen Ergänzung durch Plankton, das sie wie jede ordentliche Muschel in den Kiemen filtriert, können dann diese gewaltigen Nachkommenzahlen erreicht werden (s.o.) Teredo nimmt Spermien von benachbarten Artgenossen auf und führt eine innere Befruchtung durch. Ist sie aber allein auf weiter Flur, kann sie aber auch auf eigene Spermien aus der männlichen Phase zurückgreifen. Damit scheint der Zyklus beendet.

 

Jedoch hat Teredo navalis einen weiteren Trick auf Lager: Nach Abgabe der Larven wechselt der Schiffsbohrwurm wiederum das Geschlecht und produziert als Männchen wieder Spermien, um danach als Weibchen erneut für Nachschub an Eiern bzw. Larven zu sorgen. In optimalen Lebensräumen kann es so mehrere Zyklen geben, dieses ist jedoch für unseren Bereich eher unwahrscheinlich.

Foto K. Hoppe