Als wäre das alles mit dem Schiffsbohrwurm noch nicht schlimm genug, muss es in der Ostsee noch einen weiteren Holzzerstörer geben: Limnoria lignorum. Diese Holzassel frisst bevorzugt in der Nähe der Wasseroberfläche kleine Gange direkt unter die Holzoberfläche. Dort werden die Gänge rel. schnell durch den Wellengang erodiert, so dass sie eine Lage tiefer erneuert werden müssen. Es entsteht der typische "Uhrglasfraß". Hier auf dem Foto ist ein Beispiel aus Venedig, aber auch in Kiel habe ich früher solche Pfähle gesehen. In den Häfen der Ostsee gab es solche Schadensbilder lange nicht mehr (soweit ich weiss!), aber auf den Besiedlungsplatten ist Limnoria in den letzten Jahren wieder in zunehmeden Maß zu finden.
Foto K. Hoppe
Schiffsarchäologen haben besonders unter Limnoria zu leiden. Im Gegensatz zu Teredo liegen bei den Asseln die Fraßgänge direkt unter der Oberfläche, die dadurch schnell zerstört wird. Wichtige Bearbeitungsspuren und Farbaufträge gehen so als erstes verloren. Galleons-figuren beispielsweise verlieren schnell ihre Form.
Foto K. Hoppe
Bohrasseln verlassen bei Sauerstoffmangel (wieder im Gegensatz zu Bohrwürmern) ihre Gänge und suchen "draußen" nach besserem Wasser. Daher kann man sie aus dem Holz treiben, um die Befallsdichte abzuschätzen (s. Bild unten). An einem Wrack im Fehmarnbelt wurden so Befallsdichten von 7.000 bis 17.600 Individuen/Quadratmeter festgestellt. Vermutlich sorgt die "überbevölkerung" auch dafür, dass einzelne Tiere auf Wanderschaft gehen, um neue Holzvorräte zu entdecken.
Foto K. Hoppe